Esther Stocker – Präzision und Flüchtigkeit
Galerie Scheffel
06. September 2024 - 19. Oktober 2024

Galerie Scheffel
Ferdinandstraße 19
61348 Bad Homburg v.d.Höhe
Deutschland

Öffnungszeiten :
dienstags bis freitags, 14.00–19.00 Uhr
samstags, 11.00–15.00 Uhr

Ausgestellte Werke

Info

Esther Stocker beschäftigt sich in ihren unverkennbaren Werken – immer in Schwarz-Weiß – mit geometrischen Mustern, deren präzise Ordnung sie durch subtile Abweichungen aufbricht und unterläuft. Aktuelle Arbeiten der international gefeierten Künstlerin zeigt die Galerie Scheffel vom 6. September bis zum 19. Oktober 2024 in der Ausstellung „Esther Stocker – Präzision und Flüchtigkeit“. Zu sehen sind zahlreiche Gemälde Stockers sowie eine Auswahl ihrer bekannten „Knitterobjekte“: Wand- und Bodenskulpturen, die wie riesige zerknüllte Papierkugeln wirken und die Malerei von der Fläche ins Dreidimensionale überführen.

In ihren Bildern, Skulpturen und Installationen veranschaulicht Esther Stocker eine vermeintliche Präzision von Systemen als flüchtiges Phänomen. Aus Linien, Flächen und einfachen Formelementen entwickelt sie immer wieder neue Variationen von geometrischen Mustern, rhythmisierten Ordnungen und Rasterstrukturen in Schwarz-Weiß, deren Systematik sie zugleich durch bewusste Eingriffe stört – durch Abweichungen, Überlagerungen, Verschiebungen oder Lücken. „Mich interessiert die Transformation und wie einfache Zeichen Konfusion erzeugen“, sagt Stocker. „Ich möchte, dass sich die Formen von unseren Erwartungen lösen, und nutze die Präzision eines Systems, um das System selbst zu hinterfragen.“

Die visuellen Brüche und Irritationen in Stockers Arbeiten spielen mit unseren Wahrnehmungsgewohnheiten und unserem Verständnis von Ordnung. Die Gleichzeitigkeit von Erwartetem und Unerwartetem, Ordnung und Unordnung, Eindeutigkeit und Ambivalenz aktiviert unsere Vorstellungskraft und eröffnet einen gedanklichen Freiraum. Damit lädt die Künstlerin dazu ein, auch über gesellschaftliche Beziehungen und Strukturen zu reflektieren, existenziellen Fragen nachzugehen und in komplexen Zusammenhängen zu denken. Diese formale und gedankliche Freiheit vermitteln die ausgestellten Werke auch in ihren paradoxen Titeln, die auf ihre eigene Abwesenheit und damit auf das Werk selbst verweisen: „Ohne Titel“.

Die verschiedenen, meist großformatigen Gemälde in der aktuellen Ausstellung vermitteln einen Einblick in die Vielfalt der Formensprache von Esther Stocker, den Variantenreichtum ihrer expansiven Struktursysteme: Mal erscheint eine Rasterstruktur durch in Teilen leicht versetzte Linien gebrochen und das Auge versucht unwillkürlich, sie wieder zusammenzufügen, mal scheinen versetzte Linien in einzelnen Partien eines Streifenmusters neue Formen zu bilden. Mal sind spiralförmige Linien auf der Bildfläche angeordnet, mal sind es Galaxien von Dreiecken oder Quadraten unterschiedlicher Größe, deren Anordnung und Dichte variiert. Andere Male erzeugen Leerstellen in der pixelartigen Aufteilung der Bildfläche Muster, oder Quadrate scheinen sich durch ihre Drehung aus der Struktur des Gesamtgefüges herauszulösen. Immer aber werfen diese und weitere Gemälde Esther Stockers Fragen auf nach dem Verhältnis der Elemente zueinander, nach dem Verhältnis von System und Chaos, Realität und Illusion, Fläche und Raum, Distanz und Nähe, Präzision und Flüchtigkeit.

Die Ausstellung präsentiert darüber hinaus etliche der sogenannten Knitterskulpturen, alle ebenfalls „Ohne Titel“, die Esther Stocker als Bodenobjekte oder als an der Wand oder von der Decke hängende Gebilde gestaltet. Für diese Arbeiten druckt Stocker ihre Bilder auf PVC oder Aluminiumkarton und verwandelt das flache Ausgangsmaterial durch sorgsames Falten und Knicken in dreidimensionale Körper, die achtlos zerknüllten Papierkugeln ähneln. Visuelle Brüche in den Mustern erzeugt Stocker hier – manchmal zusätzlich – durch die Falten und Wölbungen der Oberfläche. Diese Skulpturen können als Symbol für den künstlerischen Schaffensprozess betrachtet werden, für das Entstehen und Verwerfen von Ideen, wobei sich im Akt des Zerknüllens nochmals die Hand der Künstlerin ausdrückt. Stocker selbst formuliert: „Mir gefällt die Referenz zum Papier als wichtigem Trägermaterial für Kultur.“

Esther Stocker, 1974 im italienischen Silandro geboren, studierte 1994-2000 Malerei an der Akademie der Bildenden Künste Wien, an der Accademia di Belle Arti di Brera in Mailand und am Art Center College of Design in Pasadena, Kalifornien. Bereits während ihres Studiums konnte Stocker mit ihren Gemälden an ersten Ausstellungen teilnehmen. Seitdem hat sie zahlreiche Kunstpreise für ihr Werk erhalten, das sie inzwischen über die Wandmalerei bis hin zu riesigen Fassadengestaltungen, umfassenden Rauminstallationen und großen Skulpturen im öffentlichen Raum ausgeweitet hat. Ihre Arbeiten sind international in öffentlichen wie privaten Kunstsammlungen vertreten. Die in Wien lebende Künstlerin stellt ihre Werke weltweit regelmäßig in Einzel- und Gruppenausstellungen aus, insbesondere in ganz Europa, in den USA und im asiatischen Raum.

Die Ausstellung ist dienstags bis freitags von 14 bis 19 Uhr und samstags von 11 bis 15 Uhr geöffnet.

Pressefotos stellen wir gerne honorarfrei zur Verfügung.

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Esther Stocker – Präzision und Flüchtigkeit, Galerie Scheffel – Ferdinandstraße
6. September – 19. Oktober 2024