Hans Steinbrenner: Skulptur und Malerei
Galerie Scheffel
25. März 2022 - 07. Mai 2022

Galerie Scheffel
Ferdinandstraße 19
61348 Bad Homburg v.d.Höhe
Deutschland

Öffnungszeiten :
dienstags bis freitags, 14.00–19.00 Uhr
samstags, 11.00–15.00 Uhr

Ausgestellte Werke

Info

Mit einer Einzelausstellung würdigt die Galerie Scheffel das Lebenswerk von Hans Steinbrenner (1928-2008), einem der wohl angesehensten Bildhauer der deutschen Nachkriegsmoderne. Gezeigt werden rund 50 Werke des Frankfurter Künstlers aus sechs Jahrzehnten. Angefangen von seinen ersten plastischen Arbeiten aus dem Jahr 1948, veranschaulichen sie die konsequente Entwicklung einer stets eigenständigen bildnerischen Sprache von der menschlichen Figur zum abstrakten Formgebilde.

Hans Steinbrenners frühe Plastiken stehen in der Tradition der figürlichen Bildhauerei. Seine ersten beiden Figuren aus dem Jahr 1948 beweisen durch den freien Umgang mit ihren Vorbildern und durch ihre je eigene, konzentrierte Gesamtkomposition bereits den ausgeprägten Formwillen des gerade erst Zwanzigjährigen: So ist seine „Sitzende“ (WV 1c) eine beeindruckend unabhängige plastische Umsetzung der gemalten Frauenfigur in Henri Matisse‘ „Figure décorative sur fond fleuri“ (1925/26), während seine „Stehende“ (WV 2b) zwar auf Wilhelm Lehmbrucks „Sinnende“ (1913/14) zurückgeht, jedoch in ihrer Gesamtkonzeption die einzelnen Körperbereiche weitgehend zusammenfasst und so die späteren Kompositionen ungegenständlicher Volumen- und Flächengefüge bereits vorzubereiten scheint. Auch Steinbrenners menschliche Gestalten aus den Folgejahren sind in ihrer selbstverständlichen Nacktheit in sich ruhende Figuren mit klar umrissenen, jedoch fließend ineinander übergehenden Körperzonen.

In der Zeit von 1955 bis 1960 löst sich Steinbrenner von der figurativen Darstellung und wendet sich der biomorphen, organisch anmutenden Abstraktion zu – bis hin zur endgültigen Befreiung vom Abbild. Seine nun linear verschmolzenen Figuren erinnern an die Formenwelt von Hans Arp oder Henry Moore, doch entwickelt Steinbrenner eine ihm eigene plastische Sprache, die auch hier von zunehmender Reduktion zugunsten einer ganzheitlichen formalen Wirkung geprägt ist. Es entstehen sorgfältig austarierte Kompositionen aus naturnahen, gerundeten und geschwungenen Formen, die vom Raum umspült und durchdrungen werden. Mit Werken dieser Schaffensphase erlangte Steinbrenner erste internationale Bekanntheit: Bereits Ende der 1950er Jahre konnte er nicht nur in Paris ausstellen, sondern erstmals auch an den legendären Skulpturenausstellungen im Antwerpener Middelheimpark und im Park Sonsbeek im niederländischen Arnhem teilnehmen.

Der Beginn der 1960er Jahre markiert eine weitere entscheidende Wende in Steinbrenners Schaffen: Seine zunächst allgemeine Hinwendung zu geometrischen Formen belegen etwa die in der Ausstellung gezeigte „Figur“ (WV 141b) von 1960 oder die auf der documenta III ausgestellte „Große Holzfigur“ von 1961 mit ihren scheinbar gestaffelt übereinander angeordneten Komponenten. Wie alle Skulpturen Hans Steinbrenners sind auch diese jedoch aus einem Block herausgearbeitet. 
Schon bald findet Steinbrenner zu der für sein weiteres Werk charakteristischen, geometrisch-konstruktiven Formensprache, die ausschließlich auf den rechten Winkel und kubische Elemente zurückgreift. Von da an tragen all seine Skulpturen ohne weitere namentliche Unterscheidung den Titel “Figur”. Er gestaltet erst kompakte, dann stelenartige Quaderfigurationen, deren einzelne, zum Block verdichtete Elemente nicht symmetrisch angeordnet, sondern geringfügig gegeneinander verschoben sind. Die rhythmisierte Vertikale verleiht den Arbeiten eine lebendig wirkende Silhouette und auch die Bewegtheit der sichtbar belassenen Bearbeitungsspuren und des Licht- und Schattenspiels auf den Oberflächen steht in einem spannungsreichen Kontrast zur strengen Geometrie der Einzelformen. Zugleich entsteht die Harmonie des Gesamteindrucks dieser Werke durch das vollendete Austarieren des Verhältnisses aller Teile zum Ganzen, durch die Korrelation von Symmetrie und Asymmetrie, von Statik und Dynamik.

Dieses Zusammenspiel statischer und dynamischer Momente kennzeichnet seitdem auch das malerische Werk Hans Steinbrenners, das von der Idee des sich über Farbflächen definierenden Raums ausgeht. Seine Bilder, die er „Kompositionen“ nennt, zeigen verschiedenfarbige rechtwinklige Flächen unterschiedlicher Größe und erzeugen durch den Einsatz von Hell- und Dunkelwerten den Eindruck von Dreidimensionalität und reliefartigen Zusammenhängen: Während die dunkelsten Elemente das Auge des Betrachters in die Tiefe ziehen, scheinen die hellen Formen geradezu hervorzuspringen. Dabei vermitteln Steinbrenners Bilder, so wie seine Skulpturen, stets den Eindruck einer inneren Balance. „Malerei ist die farbige Gestaltung und Inszenierung der Fläche, Bildhauerei die raumkörperhafte Gestaltung des Blocks“, fasst er 1967 in seinen „Gedanken und Reflexionen“ zusammen.

Hans Steinbrenner studierte zunächst Schrift und Werbegrafik an der Werkkunstschule (der heutigen Hochschule für Gestaltung) in Offenbach (1946-49) bevor er sein Studium der Bildhauerei an der Städelschule in Frankfurt (Meisterschüler bei Hans Mettel, 1949-52) und an der Kunstakademie München (Meisterschüler bei Toni Stadler, 1952-54) absolvierte. Er lehrte u.a. an der Frankfurter Städelschule und war von 1999 an Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste.
Sein vielfach ausgezeichnetes bildhauerisches und malerisches Werk wird regelmäßig ausgestellt und gehört zum Bestand zahlreicher öffentlicher und privater Sammlungen in Europa, in Japan und den USA. Darüber hinaus sind Skulpturen Hans Steinbrenners vielerorts in Deutschland und etwa auch in Tel Aviv dauerhaft im öffentlichen Raum installiert und prägen insbesondere das Stadtbild seiner Heimat Frankfurt.

Die Ausstellung, die bis zum 7. Mai 2022 in der Galerie Scheffel zu sehen ist, umspannt alle Schaffensperioden Hans Steinbrenners. Sie zeigt neben Bronzen sowie Holz- und Steinskulpturen auch Gemälde auf Leinwand oder Hartfaser und ermöglicht einen tiefen Einblick in das Gesamtwerk dieses wegweisenden Künstlers.

Geöffnet ist die Ausstellung „Hans Steinbrenner: Skulptur und Malerei“ in der Galerie Scheffel dienstags bis freitags von 14 bis 19 Uhr und samstags von 11 bis 15 Uhr.

Pressefotos stellen wir gerne honorarfrei zur Verfügung.

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