Bernar Venet

Ausgewählte Werke

Ausstellungen

Blickachsen 10

Bernar Venet: Kronberg
Veranstalter: Stiftung Blickachsen
31. Mai – 4. Oktober 2015

Bernar Venet: Homage to Kurt Gödel – A Tribute to Abstract Thinking

Galerie Scheffel – Ferdinandstraße
4. Sept. – 1. Nov. 2014

Blickachsen 9

Bernar Venet: Bad Homburg
Veranstalter: Stiftung Blickachsen gGmbH
26. Mai – 6. Okt. 2013

Blickachsen 8

Bernar Venet: Goethe-Universität Frankfurt, Campus Westend
Veranstalter: Galerie Scheffel
22. Mai – 3. Okt. 2011

Blickachsen 7

Bernar Venet: Bad Homburg
Veranstalter: Galerie Scheffel
17. Mai – 4. Okt. 2009

Bernar Venet: Skulpturen, Gemälde, Konzepte

Kunsthalle Darmstadt
25. Nov. 2008 – 8. März 2009

Bernar Venet: Arcs – defined proportions of curves

Doppelausstellung: Galerie Scheffel – Ferdinandstraße / Kulturzentrum Englische Kirche
5. Sept. – 27. Okt. 2003

Blickachsen 2

Bernar Venet: Bad Homburg
Veranstalter: Galerie Scheffel
30. Mai – 31. Oktober 1999

Blickachsen 1

Bernar Venet: Bad Homburg
Veranstalter: Galerie Scheffel
25. Mai – 26. Oktober 1997

Bücher

Bernar Venet: Formeln des Irregulären / Formulae of the Irregular

Edition Scheffel 2006

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Biografie

Bernar Venet

Die herausragende Stellung Bernar Venets innerhalb der zeitgenössischen Kunst beruht auf seinem schon früh sehr vielseitigen Werk, das er bis heute konsequent weiterentwickelt. Dazu gehören Zeichnungen, Tafelbilder und Skulpturen genauso wie Performances, Ballettkompositionen, Tonaufnahmen, Filme und auch seine kunsttheoretischen Schriften. Bernar Venet ist weltweit insbesondere durch seine monumentalen, aus rostrotem Vierkantstahl gearbeiteten Skulpturen im öffentlichen Raum bekannt.

Von Beginn an bestimmen theoretische Überlegungen die künstlerische Arbeit des 1941 geborenen Autodidakten. Bereits Anfang der 1960er Jahre hinterfragte er ästhetische Gestaltungsprinzipien und stand im Austausch mit avantgardistischen Künstlerkollegen wie den Nouveaux Réalistes um Pierre Restany und Yves Klein oder den Künstlern der Düsseldorfer Gruppe ZERO. Er schuf monochrome Teerbilder, Detailfotografien von Kies- und Kohlehaufen sowie Pappreliefs und suchte gegenstandslose Entsprechungen in Ton- und Videoaufnahmen. In der Folge bildete er technische Zeichnungen und Diagramme als selbstreferenzielle Werke ab. Er zog nach New York, wo es der Kontakt zu Arman, Jean Tinguely, Frank Stella und Niki de Saint Phalle sowie zu den amerikanischen Minimalisten Dan Flavin, Donald Judd und Sol LeWitt war, der seine künstlerische Tätigkeit prägte.

Seit Mitte der 1970er Jahre beschäftigt sich Venet mit mathematischen Gleichungen und ihren grafischen Entsprechungen – die Linie wird zu seinem zentralen Thema. Zunächst erkundet er das Thema in Zeichnungen und Gemälden, schließlich überträgt er es auch in die Dreidimensionalität und entwickelt seine ersten Stahlskulpturen: Er löst die Linie aus dem bildlichen Kontext grafischer Darstellung und macht sie zum eigentlichen Gegenstand seiner Werke. In den folgenden Jahrzehnten entstehen – immer auf der Grundlage mathematisch-geometrischer Berechnungen – die riesigen Geraden („Straight Lines“), Ensembles gegeneinander verschobener Bögen („Arcs“) oder unregelmäßigen Spiralformen und Linienknäuel („Indeterminate Lines“) aus gebogenem Vierkantstahl, die zum Markenzeichen des Bildhauers Bernar Venet werden. In bis zu 20 Meter hohen Außenraumskulpturen, kleinformatigen Wandreliefs aus Holz oder den gestischen Stahlreliefs seiner „GRIB“-Serie führt er das Thema der Linie in immer neuen Variationen aus.

Ebenfalls in zahlreichen Variationen ist auch das geometrische Element des Punktes Gegenstand seiner Kunst. Mit seiner jüngsten Serie gusseiserner „Points“ löst Venet nun auch den Punkt aus dem bildlichen Kontext und präsentiert selbstreferenzielle Plastiken, auf deren Oberseiten das Wort POINT zu lesen ist. 

Seit einigen Jahren widmet sich Bernar Venet nun auch der zweidimensionalen Kunst wieder: Auf der Suche nach neuen Möglichkeiten eines künstlerischen Ausdrucks ohne jegliche subjektive Geste entwirft er zunächst eine Reihe von Wandgemälden: Auf farbigen Grund setzt er mathematische Formeln und greift damit auf Elemente seiner frühen Arbeiten zurück. Das Gestaltungsprinzip dieser Wandmalereien überträgt er in jüngster Zeit auch auf die Leinwand. In einer Serie großformatiger Gemälde mit dem Titel „Saturation“ (Sättigung) malt er – meist auf mehreren übereinandergesetzten Ebenen – schwarz oder farbig gehaltene mathematische Sätze oder Textpassagen auf einen monochrom gefassten Bilduntergrund.

Die Formeln und Texte entnimmt Venet Kurt Gödels „Unvollständigkeitssätzen“, einer Theorie der mathematischen Logik aus den 1930er Jahren. Für den mathematischen Laien haben die Zahlen- und Zeichenkombinationen keinerlei Aussagewert; und auch für den versierten Mathematiker dürften zumindest die übereinandergelegten Formeln schwierig zu entziffern sein – zumal sie am Bildrand beschnitten sind und ihnen damit jeder Bedeutungsgehalt entzogen wird. Venet spielt auf diese Weise mit neuen Dimensionen der „Abstraktion“ in der Malerei: Das Bildmotiv erscheint uns nicht nur aufgrund unseres Unverständnisses als etwas Abstraktes, die mathematische Gleichung ist an sich ein Abstraktum. Der häufig in Gold gefasste Hintergrund seiner Gemälde knüpft an die traditionelle Ikonenmalerei an – künstlerisch erhöht wird hier jedoch der Verweis auf ein rationales und logisches System der Abstraktion.

Bernar Venet nahm mit seinen frühen konzeptuellen Werken bereits 1968 – im Alter von nur 25 Jahren – an der Avantgarde-Messe „Prospect 68“ in Düsseldorf teil. Im gleichen Jahr erwarb das New Yorker Museum of Modern Art eine seiner Arbeiten und kurz darauf folgten eigene Museumsausstellungen in Deutschland und den USA. In den 1970er Jahren beteiligte sich Venet an den Biennalen in São Paulo und Venedig, sowie an der documenta 6. Seither werden seine Werke weltweit regelmäßig in großen Einzelausstellungen gezeigt und seine unverwechselbaren Außenraumskulpturen prägen den öffentlichen Raum vieler Städte rund um den Globus. Seine in Deutschland wohl prominenteste Arbeit ist der vor der Berliner Urania permanent installierte „Arc de 124,5°“.

Viel beachtet war in Europa in jüngerer Zeit insbesondere eine außergewöhnliche, von Bernar Venet 2011 ausgerichtete Ausstellung in den Gartenanlagen von Schloss Versaille – im gleichen Jahr bespielte er im Rahmen der Skulpturenbiennale „Blickachsen“ das Gelände vor dem Haupteingang des Frankfurter Campus Westend. Venets Werke sind in den namhaften Museen der Welt genauso vertreten wie in zahllosen Privatsammlungen. Als einer der bedeutendsten französischen Gegenwartskünstler wurde er 2005 zum „Chevalier de la Légion d’honneur“ ernannt und 2006 mit der Deckengestaltung des „Cour des Comptes“ in Paris betraut.